Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, die schwer zu fassen ist. Für Betroffene ist das Leid kaum aushaltbar. Ein Versuch, die Störung in Worte zu fassen.
Obwohl ich täglich Medikamente zum Einschlafen nehme, war meine Nacht wieder einmal geprägt von schlimmen Alpträumen und Durchschlafproblemen. Entsprechend angespannt zerre ich mich morgens aus dem Bett. Hunger habe ich keinen. Ich lege mich vor den TV, um runterzukommen. Ich muss mich ablenken. Meine Anspannung beginnt mich innerlich zu zerfressen.
Ich kann die Gefühle, die ich gerade sehr intensiv fühle – und mit denen ich gerade nicht umgehen kann – nur schwer in Worte fassen. Es ist so intensiv, aber dennoch fühle ich mich einfach leer. Innerlich ausgesaugt.
Die Anspannung lässt nicht los. Gedanken kreisen, Gedanken der Sinn- und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. «Nicht schon wieder ein Tief. Aber wieso ist das denn jetzt passiert? ich bin doch nur aufgestanden.» Die Anspannung steigt mit jedem Gedanken – bis die rote Linie überschritten wird. Ich halte die Anspannung, die innere Leere nicht mehr aus. Ich gehe ins Bad und verletzte mich.
Es fühlt sich gut an, den Schmerz empfinde ich als positiv. Ich kann mich spüren, ich lebe. Ich bin nicht leer. Meine Anspannung legt sich – mit jedem Schnitt.
Das ist die Art und Weise wie ich mit meiner Krankheit umgehen kann. Ohne Selbstverletzung oder dysfunktionales Verhalten wie Essanfälle oder gamen könnte ich meiner Realität nicht entfliehen. Ich würde sie nicht aushalten. Diese Anspannung und intensiven Gefühle würden mich auffressen.
Suizid ist ein Thema – täglich. Immer wieder frage ich mich, ob es nicht leichter wäre, mein Leid endgültig zu beenden. Diese Stimmungsschwankungen, diese Hochs und Tiefs, halte ich kaum mehr aus. Doch eigentlich will ich gar nicht sterben. Eigentlich habe ich Angst vor dem Tod. Aber meine intensive Gefühle lassen mir keine andere Wahl, als mich tägliche mit dem Sterben auseinanderzusetzen.
Es sind nicht nur die Stimmungsschwankungen und die intensive Gefühle, die mich verzweifeln lasse. Auch die zwischenmenschliche Interaktion macht mir zu schaffen. Ich idealisiere Menschen. Ich gebe mich für sie auf. Dann passiert nur etwas Kleines, beispielsweise bringt die Person mir keine Cola mit, sich selbst aber schon, und ich fühle mich, als wäre ich nichts wert. Die Person kann mir erstmal gestohlen bleiben. Auch wenn ich das innerlich gar nicht möchte. Es ist als wäre das Denunzieren anderer Menschen wegen Belanglosigkeiten wie ein Drücken eines Knopfes, der die «Diese-Person-ist-doof»-Taste aktiviert. Schwarz oder weiss. Etwas dazwischen gibt es nicht.
Ich habe unglaublich Angst davor, verlassen zu werden. Ich will nicht allein sein. Sonst sterbe ich. Das sagt mir mein Kopf jedes Mal, wenn ich jemandem näher komme. Diese Angst vor dem Verlassenwerden treibt mich zu Taten, die ich bereue. Aber ich kann nicht anders. Ich stosse Menschen, die ich eigentlich gerne habe von mir weg. Je näher sie kommen, desto mehr weh können sie mir tun. Das darf ich nicht zulassen. Ein Teufelskreis.
Alles, was mir Selbstwert gibt – eine Beziehung, Freundschaften, ein Vereinsleben etc. – meide ich. Weil ich Angst vor Ablehnung habe. Mein Selbstwert schrumpft und schrumpft. Aber ich getraue mich nicht, ihm überhaupt die Möglichkeit zu geben, dass er wachsen kann. Die Angst ist zu gross.
Ich bin alleine, obwohl ich das um jeden Preis vermeiden möchte. Aber ich kann nicht anders. Diese Instabilität in den Beziehungen und in mir selbst, fressen mich auf. Aber ich kämpfe weiter. Denn es gibt einen Ausweg aus dieser Misere: Therapie und Geduld.
Danke!
Die letzten drei Absätze sind genau das, was mich gerade hindert, wirklich (m)ein Leben zu führen. Das ´Vor-Augen-Halten´ ist das was ich jetzt gerade brauche. (Diagnose: F 32.2)