Wenn Traumata bagatellisiert werden

Menschen mit (Komplexen) Posttraumatischen Belastungsstörungen haben oft selbst Mühe, ihre Traumata zu akzeptieren. Umso schwieriger wird es, wenn man selbst im Umfeld auf Unverständnis stösst.

Emotionale Vernächlässigung oder Misshandlung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Gewalt und Kriegserfahrungen: Das alles und weitere Ereignisse können bei einem Menschen eine (komplexe) Posttraumatische Belastungsstörung auslösen. Symptome der Erkrankung sind etwa das unwillkürliche Erinnern und Wiedererleben des Traumas (Intrusionen und Flashbacks), Schlafstörungen oder Verflachung der Gefühle und Interessen. Dinge, die das Leben eines Betroffenen oder einer Betroffenen massiv erschweren – und für die es Verständnis und Geduld verlangt.

Oftmals aber stösst man nicht auf die gewünschten Reaktionen, wenn man von seiner (K)PTBS spricht. Im Gegenteil: Vielmehr wird bagatellisiert, man wird nicht ernst genommen oder es fällen Sätze wie «Das war doch nicht so schlimm.»

Bei jeder solchen Äusserung oder bei jeder Handlung anderer, die das Trauma runterspielen, wird der Kampf gegen die (K)PTBS noch schwieriger. Denn viele Betroffene haben selbst Mühe, ihre Traumatas anzuerkennen. Das ist aber ein zentraler Schritt zur Heilung der Erkrankung.

Was können Aussenstehende tun, um Personen mit (K)PTBS zu unterstützen?

  • Die Erkrankung als Erkrankung anschauen. (K)PTBS sind von Aussen nicht wie eine Verletzung oder physische Erkrankung sichtbar, sie sind aber genauso schlimm, wenn nicht schlimmer. Menschen, die ein Bein gebrochen haben, denen bieten wir beispielsweise einen Platz zum Sitzen im Tram an. Auch Menschen mit (K)PTBS oder anderen psychischen Erkrankungen brauchen diese Fürsorge.
  • Spiele die Traumatas nicht herunter: Wenn jemand aufgrund eines vergangenen Ereignisses traumatisiert ist, dann ist das so. Diese Tatsache gilt es nicht anzuzweifeln. Das ist fatal. Denn sie wirft Betroffene in ihrem Heilungsprozess um Meilen zurück.
  • Schenke Betroffenen Glauben: Wenn jemand den Mut hat, von seinen Traumatas zu erzählen, gilt für diese Person die absolute Glaubwürdigkeit.
  • Jeder Mensch geht anders mit einschneidenen Erlebnissen um. Es ist möglich, dass manche Menschen aufgrund emotionaler Vernachlässigung in der Kindheit nicht traumatisiert sind, andere schon. Akzeptiere diese Andersartigkeit und anerkenne es an, wenn jemand traumatisiert wurde.

Was kann man tun, wenn andere meine Traumatas bagatellisieren?

  • Es gibt Menschen, die es nicht an sich heranlassen, wenn jemand ihre Erkrankung bagatellisiert, andere schon. Was ist der Unterschied? Meiner Meinung nach liegt dieser im Selbstwert. Wer selbst mit sich im Reinen ist, lässt dummes Gelabber anderer nicht oder weniger an sich heran. Folglich gilt es, seinen Selbstwert zu steigern. Das braucht Geduld und richtige Werkzeuge. Ich habe hierfür in einem anderen Blogbeitrag Skills zusammengetragen, die beim Steigern des Selbstwerts helfen können. (Hier gehts zum Beitrag)
  • Vergewissere dich, dass du heute handlungsfähig bist. Du bist nicht ohnmächtig gegenüber solchen Attacken. Du kannst dich wehren, du kannst sie an dir abprallen lassen oder du kannst zurückgeben. Menschen, die verletzende Äusserungen tätigen, verdienen kein Gehör oder unterwürfige Reaktionen von Betroffenen. Stehe für dich und die Erkrankung, die du erlitten hast, ein. Sag deinem Gegenüber, wenn er sich nicht korrekt verhält – und wie er es besser machen kann.
  • Wenn jemand Traumata bagatellisiert, löst dies beim Betroffenen ein gewisses Gefühl aus. Dieses gilt es zu erkennen. Oftmals handelt es sich um Scham, Schuld oder Ohnmacht. Wenn man erkennt, welches Gefühl einem überkommt, kann man das Gefühl abschwächen, weil es nicht berechtigt ist. Es ist nicht berechtigt, dass ich mich schuldig fühle, vergewaltigt worden zu sein. Es ist nicht berechtigt, dass ich mich schäme, Opfer von emotionalem Missbrauch geworden zu sein.

    Wie schwächt man ein Gefühl ab? Indem man entgegengesetzt handelt, denkt, wahrnimmt und eine entgegengesetzte Körperhaltung einnimmt.

    Beispiel Scham

    Entgegengesetzt Handeln:

    Anstatt sich zurückzuziehen und die Öffentlichkeit zu meiden, sollte man in der Situation bleiben und sich zeigen. Dabei sollte die Körperhaltung aufrecht sein. Mach dir klar, dass Scham im Kopf entsteht. Niemand kann in ihren Kopf sehen. Vergewissere dir deine Stärken und Vorteile.

    Entgegengesetzt denken:

    «Ich werde gedemütigt», «ich habe kein Recht auf Anerkennung» oder «Jemand sieht, dass ich schlechter bin, als ich sein sollte»: Diese Gedanken entstehen bei Scham. Anstatt diesen Gedanken Platz einzuräumen, solltest du an Eigenschaften denken, mit denen du zufrieden bist. Versetze dich in eine Situation, in der du dich erfolgreich durchgesetzt hast. Und: Stelle dir dein Gegenüber in einer peinlichen Situation vor.

    Entgegengesetzte Körperhaltung:

    Statt sich zu verstecken, den Kopf abzuwenden oder sich klein zu machen, gilt: Zeige dir, dass du gut bist, wie du bist. Stehe auf, richte deine Schulten nach hinten, Heb deinen Kopf und zeig die Stirn. Lächle dabei. Du kannst auch deine Hände in die Hüfte nehmen. Atme tief in den Bauch.

    Auf diese Art und Weise lassen sich alle Gefühle, die nicht berechtigt sind, abschwächen.

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