Mehr Opfer durch Corona: Warum wir am Valentinstag für Betroffene von Häuslicher Gewalt einstehen müssen

Heute ist Valentinstag. Nicht alle können das Fest der Liebe feiern. Besonderes Augenmerk gilt Betroffenen von Häuslicher Gewalt. Durch die Coronapandemie hat sich die Problematik verschärft.

Paare beschenken sich, Verliebte essen lecker miteinander und Familien unternehmen etwas zusammen: Heute ist Valentinstag, der Tag, an dem die Liebe gefeiert wird. Ein Tag, an dem unglücklichen Singles schmerzlich bewusst wird, dass sie einsam sind und sich nach Zuneigung und Geborgenheit sehnen.

Noch schlimmer jedoch ergeht es Betroffene von Häuslicher Gewalt – besonders Frauen und Kinder, in wenigen Fällen auch Männer. Jährlich kommt es in der Schweiz laut der polizeilichen Kriminalstatistik zu rund 20’000 Taten, die der Häuslichen Gewalt zugeordnet werden können. Diese enden in einigen Fällen tödlich: In der Schweiz sterben pro Jahr durchschnittlich 25 Personen infolge häuslicher Gewalt, davon 4 Kinder. Zudem kommt es jede Woche zu einem Tötungsversuch (Quelle: Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau).

Wie Amnesty berichtet, erfährt etwa jede fünfte Frau in der Schweiz mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt durch den Partner. Die Dunkelziffer ist hoch. Häusliche Gewalt hat aber noch weitere Erscheinungsformen: Ignorieren, Demütigen, Beleidigen, Einschüchterungen oder Freiheitsberaubung, nachstellen, kein Haushaltsgeld geben oder den Lohn wegnehmen.

Oftmals schaffen es Betroffene nicht, sich selbst aus ihrer Lage zu befreien und Hilfe zu holen. Besonders in der Coronakrise hat sich dies verschärft. Durch Lockdowns und Schulschliessungen sind Betroffene isolierter als sonst und teilen sich dementsprechend weniger Dritten mit. Letztere können durch den fehlenden physischen Kontakt auch weniger gut erkennen, wenn jemand geschlagen wurde oder, wenn Betroffene psychisch auffällige Verhaltensmuster zeigen.

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Was man trotz Corona für Betroffene von häuslicher Gewalt tun kann:

  • In Akutsituationen die Polizei rufen (lieber einmal mehr, als einmal zu wenig)
  • Die gewaltbetroffene Person ansprechen: Zeigen Sie ihr Mitgefühl und bieten Sie Ihr Hilfe an – auch, indem Sie auf Hilfsangebote, Beratungsstellen und Frauenhäuser aufmerksam machen.
  • Machen Sie die Betroffene darauf aufmerksam, dass Häusliche Gewalt strafbar ist.
  • Wenn Sie verdächtige Beobachtungen machen, wenden Sie sich an eine Hilfsstelle und besprechen Sie das weitere Vorgehen mit Fachpersonnen.

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Dass Betroffenen von Häuslicher Gewalt sich aus ihrer «Beziehung» lösen, ist essentiell. Denn erst dann erhalten sie die nötige Hilfe, die sie brauchen, um zu heilen. Denn Häusliche Gewalt hinterlässt tiefe Spuren. Traumatisierungen, Suizidgedanken oder psychische Erkrankungen und Störungen können daraus resultieren. Diese beschäftigen Betroffene meist ein Leben lang.

Umso wichtiger ist auch die Präventionsarbeit in diesem Bereich. Dabei können wir als Gesellschaft eine wichtigen Beitrag leisten, um Betroffene zu unterstützen sowie Gewalttaten zu verhindern. Das geschieht über das Bekanntmachen dieses Themas, über eine Sensibiliesierung der Öffentlichkeit und über adäquate Reaktionen, wenn der Verdacht auf Häusliche Gewalt in der Nachbarschaft oder im Umfeld besteht.

Prävention findet aber auch in der Politik und in der nötigen Berücksichtigung und Unterstützung von Hilfsorganisationen, Beratungsstellen und Frauenhäuser. Nicht nur während Corona, sondern bereits vor der Krise waren Kapazitätsengpässe auszumachen. Anstatt am Valentinstag in den Konsumrausch zu verfallen und teure Geschenke zu machen, könnte man deshalb auch eine finanzielle Unterstützung für Organistionen und Vereine bieten, die sich für Betroffene von Häuslicher Gewalt stark machen. Ein Liebesbrief ist sowieso schöner, als ein teurer Blumenstrauss, der sowieso rasch verwelkt.

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