Stationär oder ambulant? Wie ein Trauma aufgearbeitet werden kann

Ein Trauma zu bearbeiten, ist für Betroffene alles andere als einfach. Doch was ist sinnvoller: ein stationärer Aufenthalt oder eine ambulante Therapie?

Ich bin seit dieser Woche wieder in der Klinik. Der Grund: Ich mache eine Traumatherapie. (Hier und hier lest ihr alles über meine Traumata.) Die Entscheidung, ob ich diese stationär oder ambulant mache, ist mir nicht einfach gefallen. Denn eigentlich spricht vieles dafür, eine Traumatherapie nicht in der Klinik zu vollziehen:

  • Bei einer ambulanten Therapie wird man nicht aus seinem gewohnten Umfeld gerissen. Gerade wenn dies eine grosse Ressource darstellt, ist es nicht sinnvoll sich diese zu entziehen.
  • In der Klinik läuft man Gefahr, sich kranker zu fühlen als man tatsächlich ist. Das kann an anderen Patient:innen liegen, an der Umgebung, an der intensiven Therapie…
  • Klinikaufenthalte können dazu führen, dass man schwieriger zurück in den Alltag findet. Das ist eine zusätzliche Destabilisierung, die nebst der Aufarbeitung des Traumas belastend sein kann.
  • Bei einer ambulanten Traumatherapie kann der Patient* oder die Patientin* etwas besser das Tempo vorgeben. Während eines Klinikaufenthaltes ist die Struktur und die Dauer relativ fix gegeben.

Doch wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll?

  • Wenn das Umfeld/Beziehungen unter der Therapie leiden. Gerade bei der Verarbeitung von sexuellen Übergriffen kann es zu Hause schwierig werden, wenn ein Partner* oder eine Partnerin* mit der Situation überfordert ist. Das Lösen dieses Problems kann während einer Traumatherapie eine zusätzliche Belastung darstellen.
  • Wenn die dissoziativen Symptome oder Flashbacks so ausgeprägt sind, dass der Alltag nicht mehr zu bewältigen ist.
  • Wenn die Aufarbeitung des Traumas so destabilisierend ist, dass der Alltag nicht mehr zu bewältigen ist.
  • Wenn der oder die Täterin* sich im Einzugsbereich der betroffenen Person befindet.
  • Wenn Suizidalität ein grosses Thema ist und diese immer wieder und sehr stark auftritt.

Allgemein gilt, dass für eine Traumatherapie eine gewisse Stabilität vorausgesetzt wird. Das intensive Arbeiten am Trauma ist destabilisierend. Umso besser geht es, wenn die betroffene Person einen «Boden» hat, um die Therapie zu tragen.

Schlussendlich liegt es im Ermessen der betroffenen Person selbst, ob ein Trauma ambulant oder stationär behandelt werden sollte. Bei der Entscheidung sollte aber immer eine Fachperson zugezogen werden. Denn das kann für einige eine hilfreiche Entlastung darstellen.

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